Ein Sommerhäuschen DIY

DIY
Ein schwedisches Sommerhäuschen DIY

Was ihr machen wollt, weiß ich nicht.
Ich werde jedenfalls nicht auf der faulen Haut liegen.
Ich bin nämlich ein Sachensucher,
und da hat man niemals eine freie Stunde.

Pippi Langstrumpf

Heute zeige ich euch ein wunderbares Upcycling-Projekt! Ein kleines Paradis umringt von Feldern, Wiesen und grimmigen Bauern. Ein sonderbarer Platz bewohnt von sagenhaften Figuren und anderen alten Schätzen und Klimbim. Eine kleine Oase inmitten Feld und Wiesen.

Heute erzähle ich euch von einem kleinen Häuschen, das so besonders ist, da es fast ausschliesslich aus Sperrmüll, Wegwerfmaterial alter Fabriken und Fundstücken aus Dachböden und Kellern gebaut wurde.

Versteckt hinter dicht gewachsenem Gestrüpp und Bäumen würde man niemals vermuten welch einzigartiges Plätzchen man betritt, findet man den Eingang hinter der hohen Bambushecke. Hier gibt es so viel zu sehen und zu entdecken. So viele Geschichten und Anekdoten und Stücke aus dem Leben.

Wenn ihr wollt, nehm ich euch heute mit auf einen kleinen Rundgang in diese Welt voller kleiner Besonderheiten.

Lars Larson ist Hausherr des Häuschens und möchte selber nicht unbedingt ins Rampenlicht gestellt werden. Er lebt generell gern fern ab der Hektik und geniesst lieber die schönen Dinge des Lebens und diese findet er oft da wo andere sie wegwerfen. Zwischen Feld und Wiesen findet man sein kleines Reich voller kleiner Kostbarkeiten, die ihren Wert erst im Auge des Betrachters finden.

Da Lars Larson schwedische Wurzeln hat, lag es für ihn nahe, das Häuschen im schwedischen Stil zu gestalten. Eine Holzfasade im typischen Falunrot gestrichen und weißen Fensterrahmen. An den Fenstern des kleinen Wintergartens zum Häuschen wachsen süße Tomaten und Brechbohnen, durch deren Blätterranken Sonnenstrahlen das Häuschen wärmen.

Ein schwedisches Sommerhäuschen DIY

Vor ein paar Jahren übernahm Lars Larson den Grund seiner Großmutter. Bis auf ein paar Gemüsebeete und einem kleinen Schuppen für Gartenwerkzeug befand sich nichts auf dem Grundstück. Aus Freude am Schaffen entstand dann aus diesem alten Geräteschuppen das Projekt "Häuschen bauen aus Wegwurf-Material" .

Auf Lars Larsons Pinterest Profil könnt ihr noch mehr Bilder von der Entstehung des Häuschens sehen.

Ein schwedisches Sommerhäuschen DIY - building a cabin out of waste material DIY

Das Projekt  ist schon weit gekommen, doch es wird wohl ein ewiger Prozess sein am Bau zu feilen und zu werkeln. Mittlerweile besteht das Häuschen aus Wintergarten, Wohnraum, Schlafraum und Küche und einem kleinen Zimmerchen mit einer Sitzbadewanne. Fließend Wasser gibt es aber keines, dafür einen Regenwassertank aus Beton, der im Sommer auch gern als Kühlschrank für Getränkeflaschen verwendet wird. Für andere Bedürfnisse steht eine deluxe Campingtoilette zur Verfügung.

Strom gibt’s auch und zwar aus Solarstromzellen am Dach. Das war dem Hausherrn schon wichtig, ist es doch schwer mehrere Tage ohne Strom auszukommen. Ganz ohne Kontakt zur Aussenwelt lebt er ja dann doch nicht und braucht Strom vor allem um sein Handy aufzuladen oder Musik zu hören.

Ein schwedisches Sommerhäuschen DIY

Lars Larson sammelt schon seit Jahrzenten alles mögliche an Gegenständen, die ihn in irgendeiner Weise begeistern. Noch bevor er im entferntesten wusste, dass er jemals dieses kleine Häuschen bauen würde, machte er nicht davor halt alte charmante Türen, Fensterrahmen, Lampen, hübsche Vasen, Bilder, alte Werkzeuge oder alte Zeitungen zu sammeln. Die Liste könnte man beinahe ins Unendliche fortsetzen. Alles Dinge, die jemand anderes nicht mehr haben und entsorgen wollte. 

In seiner Wohnung in der Stadt und in seinem Keller dort, hatte er alles fein säuberlich aufbewart. Jedes seiner Stücke ist etwas ganz besonderes für ihn und es war nur eine Frage der Zeit, seinen Schätzen einen würdigen Platz zu schaffen und ihnen neuen Sinn zu geben. Diese Begeisterung, wenn Lars Larson von seinen Fundstücken erzählt, seine Liebe für den alten Plunder, kenne ich von niemand anderes.

Kommt man in den Garten entdeckt man sogleich viele liebevolle Details, alte Kochtöpfe und Kuchenformen, skurrile Puppen, verspielte Metallverzierungen von alten Häusern, altes Werkzeug und kleine lustige Figuren.

Lars Larson ist ein Liebhaber der schönen Dinge. Doch würde er nie auf die Idee kommen in einen Laden zu gehen und sich das ein oder andere hübsche Stück zu kaufen. Nein, er ist wie Pippi Langstrumpf ein Sachensucher!

Wer nun nicht weiß, was ein Sachensucher ist, dem will ich es mit Pippi's eigenen Worten erklären:

Jemand der Sachen findet, wisst ihr?
Was soll es anderes sein!
Die ganze Welt ist voller Sachen
und es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet.

Ein echter Sachensucher kann überall nützliche oder einfach nur schöne Dinge finden. Dinge, die ein anderer achtlos weggeworfen oder vielleicht auch irgendwann einfach verloren hat.

Man muss nur einen besonderen Blick und viel Leidenschaft und Liebe für die scheinbar wertlosen Dinge haben und schon kann man wunderbare Schätze im Sperrmüll, auf Dachböden oder Flohmärkten finden.

Lars Larson arbeitet und macht gerne mit seinen Händen. Er holt sich Materialien aus der Natur und probiert auch gern mal gern Neues. So hat er sich im hinteren Teil seines Gartens eine Schwitzhütte aus Ästen und Heu gebaut. Die funktioniert auch einwandfrei, wie er meint.

Schwitzhütte aus Heu DIY

Auch in der Natur gibt es wunderschöne Dinge zu finden. Sonderlich geformtes Schwemmholz, Wurzeln und Steine dekorieren den Garten.

Man braucht nur die Augen offen halten und aufmerksam überall hin schauen, wenn man als Sachensucher durch die Gegend wandert. Mit Sicherheit wird man dann nicht mit leeren Händen nach Hause zurückkehren.

Was das Häuschen so besonders macht, ist das Material woraus es gebaut wurde. Natürlich mussten auch neue Baumaterialien besorgt werden, aber das meiste sind Fundstücke oder Geschenke von Menschen, die wussten, dass Lars Larson aussergewöhnliche Sachen gerne an sich nimmt.

Die verschiedenen Fensterrahmen sind von einer alten Fabrik. Das Glas wurde neuen Fenstern, die er am Sperrmüll gefunden hatte, entnommen und zugeschnitten und in die alten Rahmen eingesetz.

In der Küche steht ein alter Tischherd, den ein Bauer in seiner Garage stehen hatte. Den Kamin dafür mauerte Lars Larson aus geschenkten alten Ziegeln eines Nachtspeicherofens. Der schöne Rauchfangaufsatz am Schornstein hatte ein Freund am Dachboden liegen.

So zieht sich das eigenwillige Sammelsurium durch´s gesamte Haus und da sich immer wieder Ecken und Winkel des Häuschens erweitern, neue Schätze Zugang finden, verändert sich auch das Haus fast tagtäglich.

Das Herzstück des Häuschens ist der Wohnraum. Da ist es so kuschelig. Besonders im Herbst und Winter, wenn im Tischherd auch noch geheizt wird, ist es einfach nur wunderbar! Ein Käffchen und eine Ausgabe Film-Kurier oder Hobby aus den 70ern dazu und schon verspricht es ein feiner Nachmittag zu werden.

Leider ist es unmöglich, euch alle hübschen Dinge zu zeigen.  Ihr müsst euch das so vorstellen, an jedem freien Plätzchen findet man sonderliche Stückchen, die bereits viel erlebt und zu erzählen haben. Selber würde ich an den meisten Gegenständen lustlos vorüber gehen, aber hier in dieser kleinen Welt finden die Sachen ihren Platz. Einen Platz, der sie erstrahlen lässt. Hier wirkt selbst ein fader Hängekorb-Blumentopf wie Balkon-Poesie aus Paris.

Meine absoluten Lieblinge sind die vielen Ausgaben des Film-Kuriers. Das Blatt wurde von Alfred Weiner gegründet und erschien 1919 - 1945 in Berlin. Der Illustrierte Film-Kurier wurde in Kinos verkauft und war ein Filmprogrammheft zu wichtigen Filmen. Es war damals einer der einflussreichsten Filmzeitschriften.

Jedes Mal wenn ich hierher komme stehen die Dinge irgendwie anders und ich entdecke immer wieder neue Stücke. Egal ob im Garten, im Wintergarten oder drinnen, es gibt so viel zu sehen und zu bestaunen. Hier kann ich auch nur sitzen und einfach Mal nicht reden. Nur schau'n und den Vögeln und den Blätterrauschen lauschen.

Nur ein paar Meter weiter weg vom Häuschen entfernt fließt die Steyr. Ein naturbelassener Fluss, dessen Wasser so sauber ist, dass es sogar Trinkqualität hat.

Die Steyr wurde und wird hauptsächlich zur Energiegewinnung genutzt. Früher zum direkten Antrieb von Mühlen oder Schmiedehämmern, später zur Stromerzeugung. Da das Wasser sehr seicht ist und hie und da ein Wasserkraftwerk den Weg versperrt, wird der Fluss nur von kleinen unmotorisierten Booten oder Flossen befahren. Das begünstigt den naturbelassenene Lebensraum für Mensch und Tier und macht das Steyrtal zu einem richtigen Paradies.

Auf der anderen Seite des Häuschens tukert die Steyrtalbahn, die älteste Schmalspurbahn Österreichs, vorbei. Deren Fahrt beginnt in der Stadt Steyr, vorbei an der weltbekannten Wallfahrtskirche Christkindl und dem Postamt Christkindl, durch Wiesen und unberührte Aulandschaften. Meist weitab von Ortschaften folgt die Strecke dem Lauf der Steyr

..und wenn´s dann dunkel wird, erwacht vielleicht die ein oder andere Seele der gelebten Dinge und grüßt die Nacht.

Das ist die zauberhafte Welt von Lars Larsen. Es tut gut, daran erinnert zu werden, den Dingen etwas mehr Bedeutung zu geben, dann werden sie auch gleich viel schöner in den Augen des Betrachters.

Ich war schockiert, als ich letztens gelesen hatte, 475 Kilogramm Müll wirft jeder EU-Bürger jährlich weg, darunter 123 Kilogramm Essen (Statistischen Amts der EU, Eurostat)

Ich bin leider auch kein Engel was den gesunden Konsum betrifft und kaufe immer noch mehr als nötig. Aber will man die Welt ein Stückchen besser machen, dann muss man bei sich selber anfangen.

Nun aber genug für heute oder wie Pippi sagen würde:

Am besten, ihr geht jetzt nach Hause,
damit ihr morgen wiederkommen könnt.
Denn wenn ihr nicht nach Hause geht,
könnt ihr ja nicht wiederkommen.
Und das wäre schade.

Eure

Mamsell Su
 
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