Anneli und Sixten

hab ich dir schon von Sixten erzählt? Sixten ist mein bester Freund. Ihm kann ich alles erzählen und er versteht mich. Ausserdem macht es riesig Spaß mit ihm zu spielen. Er hat immer die besten Ideen und hat irgendwie vor gar nichts Angst. Darum trau ich mich auch viel mehr, wenn ich mit ihm bin. Weisst du, es ist wirklich etwas besonderes, so einen guten Freund zu haben.

Sixten wohnt mit seiner Familie am Wasser. Gestern hat er mir vom Bäckahästen erzählt. Bäcka kommt von Bach und häst heißt Pferd auf Schwedisch. Das ist ein weißes und großes, schönes aber wildes Pferd und es lebt hier bei uns im Norden am Wasser.

Bäckahästen verführt Kinder dazu auf seinem Rücken zu reiten, um sie dann mit ins Wasser zu nehmen. Stell dir vor! Zuerst tut das Pferd so, als sei es lieb und die Kinder glauben, weil das Pferd so schön aussieht, dass sie darauf reiten können. Desto mehr Kinder auf seinem Rücken reiten, desto länger wird sein Rücken, daher kann es unendlich viele Kinder mit ins Wasser nehmen!

Wenn man ein Bäckahästen daran hindern will, Kinder zu ertränken, soll man ein Stück Stahl zwischen dem Pferd und dem Wasser werfen. Dann kann das Pferd nicht seinen geplanten Weg nehmen und seine Macht ist gebrochen. Eine andere Möglichkeit, dem bösen Pferd zu entkommen ist, wenn ein Kind das Wort Kreuz ruft. Damit ist das Kreuz, das von der Kirche gemeint. Dann wirft das Pferd die Kinder ab und verschwindet.

Ich hab Sixten gefragt, ob er keine Angst hat, hier am Wasser zu wohnen, aber er meinte nur, dass solche Geschichten selten wahr sind, sondern Menschen nur Angst machen sollen. Warum? “Naja, hier in Schweden gibt es viel Wasser. Bäche, Tümpel und Seen. Früher haben viele nie schwimmen gelernt und da sind wohl auch viele ertrunken. Im Winter ist es ausserdem mehr dunkel als hell, da konnte es schon mal passieren, dass die Menschen vom Weg abkamen und ins Wasser stapften” erklärte mir Sixten. “Man wollte den Menschen, vor allem Kindern, Angst vor Bäckahästen machen, damit sie mehr aufpassen.”

Trotzdem schaut er immer ganz genau, denn vielleicht gibt es Bäckahästen ja doch und sollte das böse Pferd es wagen, jemanden ins Wasser zu locken, dann würde Sixten es mit einem Stahlrohr bändigen und fragen, warum es so viele Menschen mit unters Wasser ziehen möchte.

Ich würde das übrigens auch gerne wissen, aber Bäckahästen persönlich will ich lieber nicht begegnen.

Bis bald!

Deine

Quelle: Johan Egerkrans: Nordiska Väsen, Stockholm 2013